Eine Führungskraft geht in Ruhestand – und mit ihr gehen normalerweise eine Menge Erfahrung und Wissen. Auch wenn der Nachfolger schon bereitsteht, ist der Übergang nicht immer das Einfachste. Felix Ochs, ehemaliger Leiter der Gase-Technik bei Westfalen, hat Jahrzehnte ein Team mit heute fast 60 Mitarbeitenden geführt, Arno Heinen ist seit Ende März neuer Chef des Bereichs. Beide haben in den ersten Monaten Hand in Hand gearbeitet und den Bereich sogar gemeinsam geführt. Denn gerade in einem Bereich, der vom Kundenkontakt lebt, ist eine Übergangsphase besonders sensibel. Kurz vor dem Ruhestand von Ochs stellen sie sich gemeinsam im Interview der Frage: Was gibt es für Herausforderungen, wenn der eine geht und der andere übernimmt und erklären zudem, warum Kommunikation ein wichtiger Faktor ist.
Herr Ochs, Sie waren lange Jahre Leiter der Gase-Technik bei Westfalen. Jetzt gehen Sie in den wohlverdienten Ruhestand. Was ist das für ein Gefühl?
Felix Ochs: Ehrlich gesagt, ist das schon ein komisches Gefühl. Ich bin ja 1990 direkt nach meinem Studium bei Westfalen als Projektingenieur in der Versorgungstechnik gestartet. Rückblickend sind die Jahre wirklich wie im Flug vergangen. Der Weg in den Ruhestand macht mich deshalb schon etwas wehmütig. Aber ich bin stolz auf das, was ich in den über 30 Jahren aufbauen durfte.
Herr Heinen, Sie sind der Nachfolger von Felix Ochs und arbeiten seit über einem Jahr Hand in Hand mit ihm. Was sind die Vorteile einer so langen Übergangszeit?
Arno Heinen: Wir hatten viel Zeit für einen umfassenden Wissens- und Erfahrungstransfer. Bei unserem engen Austausch ging es nicht nur um Technik und Anwendungen, Regelwerke oder Branchenwissen, sondern vor allem auch um interne und externe Kontakte. Zu Beginn haben wir sehr viel Zeit gemeinsam verbracht, uns ein Büro geteilt, Felix hat mir vieles erklärt und alle Entscheidungen mit mir besprochen. Ganz zu Beginn habe ich nur „mitgemacht“, aber nach und nach konnte ich die Themen dann übernehmen.
Am Anfang haben Sie die Gase-Technik sogar gemeinsam geleitet. Ist es nicht für die Kolleginnen und Kollegen verwirrend, wenn es zwei Führungskräfte für den selben Job gibt?
Felix Ochs: Die Frage ist berechtigt. Aber ich denke, wir haben das Beste daraus gemacht: Alle wussten, dass es eine längere Übergangszeit gibt. Nach den ersten Monaten hat Arno die Personalarbeit und auch die Arbeit bezüglich der strategischen Ausrichtung übernommen. Ich habe meine Erfahrungen eingebracht. Irgendwann habe ich dann den Titel „Leiter Gase-Technik“ abgelegt und bin in ein anderes Büro gezogen, um so auch nach außen deutlich zu machen, dass nun Arno übernimmt.
Gab es auch Herausforderungen bei der Übergabe?
Arno Heinen: (lacht) Na klar. Generell gilt: Kommunikation ist der Schlüssel. Man muss viel miteinander sprechen, wie der Verantwortungsübergang stattfinden soll, wie die nächsten Herausforderungen angepackt werden sollen. Für diese Phase gibt es generell kein Patentrezept. Bei einer längeren Übergangszeit hat man aber den „Luxus“, dass man nicht im Hau-Ruck-Verfahren arbeiten muss. Und auch wenn man mal unterschiedlicher Meinung ist, geht es darum, respektvoll miteinander umzugehen. Natürlich hilft es, wenn man sich mag.
Felix Ochs: Es gehört außerdem die Bereitschaft dazu, auch abgeben zu können. Das ist nicht immer einfach, zumal wenn zwei „Alpha-Männchen“ aufeinandertreffen (lacht). Aber das haben wir gut hingekriegt. Eine Übergabe ist auch Einstellungssache. Bei meinem Renteneintritt ist mir wichtig, dass es erfolgreich weitergeht. Und dass es mit Arno erfolgreich weitergeht, da bin ich mir sicher.
Gibt es weitere Tipps von Ihrer Seite, was man bei einer Übergabe auf alle Fälle beherzigen sollte?
Arno Heinen: Vorgänger und Nachfolger müssen sich klar machen, dass Jeder Dinge anders macht und anpackt. Gegenseitiger Respekt ist wichtig, Vertrauen und gute, verlässliche Absprachen. Als Neuer ist es nicht meine Aufgabe, die Arbeit meines Vorgängers zu beurteilen, sondern die Dinge bestmöglich zu verstehen, den Staffelstab zu übernehmen und meinen eigenen Weg zu suchen.
Felix Ochs: Man muss sich auch selbst reflektieren. Gerade wenn man in die Rente wechselt, muss man sich bewusst machen, dass nun ein neuer Lebensabschnitt kommt und dazu gehört auch bei der Übergabe sich klar zu machen, dass es bei Westfalen vielleicht anders weiter gehen wird und man loslassen muss.
Welche Zukunftsprojekte stehen für die Gase-Technik in den kommenden Jahren an?
Arno Heinen: Vor allem der Ausbau unserer Rolle als Spezialisten und Kümmerer für Anlagen zur Gasversorgung unserer Kunden steht im Fokus. Eine weitere Schlüsselrolle soll die Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen sowie unseren Standorten in Deutschland und im Ausland einnehmen.
Herr Ochs, schon bald endet Ihre Westfalen-Zeit. Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: An Westfalen werde ich folgendes vermissen…
Felix Ochs: Die Kolleginnen und Kollegen. Ich habe mit den allermeisten sehr gerne zusammengearbeitet und auch viel von ihnen gelernt. Der Wert Zusammenhalt hat mich nachhaltig geprägt. Das wird als Westfalen-Gefühl auf alle Fälle bleiben.