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Unternehmen 25.08.2023

„Die Vorteile sind Gold wert.“

Multitalent Flüssiggas: Aus Sicht von Prof. Dr. Bert Oschatz kann LPG zu einem sicheren und klimafreundlichen Energiemix beitragen. Im Interview erklärt der Energieexperte die Gründe. 

Herr Professor Oschatz, welche Vorteile bietet Flüssiggas für Unternehmen und Privathaushalte?

LPG ist nicht netzgebunden und gut zu speichern. Damit bietet es sich insbesondere für die Energieversorgung in ländlichen Regionen an. Dort sind viele Haushalte und Landwirtschaftsbetriebe nicht an die öffentlichen Wärmenetze angeschlossen. Genau gesagt besteht die Fläche Deutschlands zu 68 Prozent aus ländlichen Räumen. 32 Prozent der Bevölkerung können nicht leitungsgebunden mit Erdgas oder Fernwärme versorgt werden. Hier ist der Einsatz von Flüssiggas sehr praktisch, da es sich in Tanks gut transportieren und lagern lässt. Diese Vorteile gegenüber anderen Energieträgern sind Gold wert. 

Welche Rolle hat Flüssiggas in der Energiekrise 2022 gespielt?

Aufgrund des Krieges in der Ukraine und der europäischen Sanktionen gegen Russland sind die Energiepreise in die Höhe geschnellt. Die Verfügbarkeit von Erdgas und teilweise auch von Heizöl wurde unsicher. Lange Zeit war nicht klar, ob im Winter die Energieversorgung gewährleistet werden könnte. Viele Unternehmen und Privathaushalte haben sich deshalb überlegt, in die Installation von Flüssiggastanks zu investieren. Etliche haben es in die Tat umgesetzt. Der relativ stabile Preis, die Versorgungssicherheit und die Speicherfähigkeit machen LPG zu einer geeigneten und vergleichsweise krisensicheren Back-up-Lösung für die Energieversorgung. 

Wie kann Flüssiggas in Zukunft eingesetzt werden?

Deutschland will seine Treibhausgasemissionen bekanntlich stark verringern. Für den Gebäudesektor ist zum Beispiel das Ziel ausgerufen worden, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Es ist allerdings aufgrund der Bauweise, der Lage oder auch der finanziellen Restriktionen nicht bei allen Gebäuden möglich, die Dämmung zu verbessern, Wärmepumpen einzubauen oder das Haus an ein Wärmenetz anzuschließen. In solchen Fällen bietet sich der Einsatz von Bio-Flüssiggas an, das mit nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Damit lassen sich sofort etwa 40 bis 60 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Vor allem im ländlichen Raum können mit Bio-Flüssiggas betriebene Heizungen kurz- und mittelfristig helfen, die Klima-Ziele zu erreichen, insbesondere in Kombination mit Solarthermie. 

Das hört sich sehr vielversprechend an – ist es auch einfach umzusetzen?

Der Wechsel von fossilem Flüssiggas zu regenerativem Flüssiggas ist für die Nutzer technisch nicht schwierig. Die Umrüstung herkömmlicher Flüssiggasanlagen und die Investitionen in neue Flüssiggasheizungen sind günstig, verglichen mit den Kosten des Einbaus von Wärmepumpen. Wenn man zusätzlich zum Wechsel des Energieträgers eine effiziente Anlagentechnik einbaut, lassen sich rund die Hälfte der Treibhausgasemissionen einsparen, die durch eine alte Ölheizung verursacht werden. Von dieser Seite betrachtet ist die Umsetzung einfach.

Sehen Sie auch Herausforderungen beim zukünftigen Einsatz von Flüssiggas?

Das Problem liegt bislang in der Verfügbarkeit von regenerativem Flüssiggas. Das ist Biopropan oder regenerativ hergestellter Dimethylether, auch erneuerbares DME genannt. Beides müsste dafür im großen Umfang für den Wärmemarkt bereitgestellt und eingesetzt werden. Wird es bald in ausreichenden Mengen verfügbar sein? Diese Herausforderung muss angegangen werden, um das Zukunftspotenzial von Flüssiggas zur Heizung von Gebäuden voll auszuschöpfen.


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